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Die Lage der Christen in Afghanistan hat sich durch die Machtübernahme der Taliban dramatisch verschlechtert. Der Direktor eines im Land tätigen christlichen Hilfswerks befürchtet eine Zeit schwerer Bedrängnis für die einheimischen Christen. Für IDEA schildert er seine Eindrücke. Das Werk kann aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden.

Afghanistan gilt seit Jahren als eines der Länder, in denen Christen für ihren Glauben am stärksten verfolgt werden. Es handelt sich ausschließlich um ehemalige Muslime. Dem Islam abzusagen ist nach der Scharia dem islamischen Gesetz eine Todsünde, bringt Schande über die Familie und wird mit dem Tod bestraft. Daher leben die meisten afghanischen Christen Schätzungen zufolge sind es einige wenige Tausend ihren Glauben im Geheimen aus. Bei Entdeckung müssen sie mit drastischen Strafen rechnen und als Konsequenz das Land verlassen, in eine andere Gegend ziehen oder sogar mit dem Tod rechnen. Von der Familie oder dem Stamm wird erwartet, dass sie den Konvertiten zur Rückkehr zum Islam bewegen. Ist dies erfolglos, versucht der Clan ihn umzubringen, um diese „Todsünde“ zu bestrafen und ihre Familienehre zu bewahren. Weder radikale islamische Gruppen z. B. die Taliban, der IS oder Al-Kaida noch Familienangehörige von Christen lassen hierbei Gnade vor Recht ergehen. Nur wenige Familien wollen die Tötung dadurch verhindern, indem sie alles versuchen, die Christen wider zurück zum Islam zu bekehren, oder sie ausstoßen.

Lange Leidensgeschichte

Auch die am 15. August gestürzte afghanische Regierung gab den zum Christentum konvertierten Afghanen keinen Schutz vor Verfolgung und verhaftete selbst wiederholt Christen. Sie konnten nur aufgrund starken Drucks durch die westlichen Länder befreit werden und mussten das Land zu ihrer eigenen Sicherheit verlassen. Dabei hatte sich die Regierung offiziell dazu verpflichtet, in ihrem Land das Recht auf free Religionsausübung zu schützen. Die Realität sah anders aus: Christen lebten schon vor der Machtergreifung der Taliban ständig in der Gefahr, ins Gefängnis gesperrt, geschlagen, verleumdet, gefoltert oder mit dem Tod bestraft zu werden.

Leere Versprechen und Scharia

Seitdem die Taliban erneut die Kontrolle in Afghanistan übernahmen, ist die Lage für afghanische Christen jedoch noch gefährlicher geworden. Noch während die islamistische Terrorgruppe versprach, die Rechte von Frauen und Minderheiten zu wahren, hatte sie berets begonnen, die Scharia-Gesetze mit ihrer strikten Auslegung wider einzuführen. Nach diesen ist ein Muslim, der seinen Glauben verlässt, ein „Murtadd“ (Abtrünniger) und muss mit dem Tod bestraft werden, wenn er nicht zum Islam zurückkehrt. Es besteht kein Zweifel, dass die Taliban sich erneut auf dieses Gesetz berufen und Abtrünnige hinrichten werden.

Folter bei Konversionsverdacht

Das die Taliban mit Christen nicht zimperlich umgehen, zeigte sich berets während der letzten Taliban-Herrschaft (1996-2001). 16 afghanische Mitarbeiter einer deutschen christlichen Hilfsorganisation wurden im August 2001 verhaftet und beschuldigt, zum christlichen Glauben übergetreten zu sein. Sie wurden misshandelt und sollten bekennen, dass sie Christen geworden sind, obwohl alle Gefangene bekennende Muslime waren. Selbst nachdem die Taliban herausfanden, das die Anschuldigungen nicht stimmten, wurden die Inhaftierten nicht freigelassen. Politische Unruhen ermöglichten ihnen schließlich die Flucht aus der Hauptstadt Kabul. Wären sie tatsächlich Christen gewesen, wären sie hingerichtet worden. Die Mitarbeiter berichteten, dass sie geschlagen wurden und zugeben sollten, dass sie Geld für ihre Bekehrung zum Christentum erhalten hätten, was sie aber wahrheitsgemäß verneinten. Ähnliches berichtete der muslimische Mitarbeiter eines anderen christlichen Hilfswerks.

Neuer Leidensweg für Christen

Es ist daher unstrittig, dass mit der neuen Taliban-Regierung ein neuer Leidensweg für afghanische Christen begonnen hat. Aus Angst vor Gefangenschaft, Folter und Tod sind viele afghanische Christen jetzt schon aus dem Land geflüchtet. Die Verbliebenen leben in großer Gefahr und Angst. Viele haben gehofft, dass die neue Regierung aus moderaten TalibanFührern gebildet wird. Das Gegenteil ist der Fall: Es wurden sehr radikale und äußerst gefürchtete Männer eingesetzt, die teilweise schon in der früheren Taliban-Regierung vor über 20 Jahren eine entscheidende Role gespielt haben. Inzwischen wurde auch die gefürchtete Religionspolizei „Amr Bil Maruf“ wieder eingesetzt. Es werden nun immer mehr SchariaGesetze eingeführt und mit derselben Brutalität wie vor 20 Jahren umgesetzt.

Bitte beten Sie mit uns

  • für eine gemäßigtere Regierung
  • dafür, das die Internationale Staatengemeinschaft Druck auf die Regierung ausübt, die Menschenrechte einzuhalten
  • um Gottes Schutz für alle afghanischen Christen und ihre Familien
  • für Kraft und Mut zum Ausleben ihres Glaubens
  • für Hilfe für die vielen Binnenflüchtlinge und sonstigen notleidenden Menschen im Land

Dieser Beitrag erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe von Idea (Idea e.V., Evangelische Nachrichtenagentur). Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung. 
Bild von ErikaWittlieb auf Pixabay

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