Freie Christengemeinde Leer

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church-753815_640Lukas 5,17-20

„Während dieser Zeit geschah einmal Folgendes: Jesus sprach gerade zu den Menschen, und vor ihm saßen Pharisäer und Gesetzeslehrer, die aus allen Ortschaften Galiläas und Judäas und sogar aus Jerusalem gekommen waren. In Jesus war Gottes Kraft am Werk und trieb ihn dazu, Kranke zu heilen. Da brachten einige Männer einen Gelähmten auf einer Tragbahre herbei. Sie wollten ihn in das Haus hineintragen und vor Jesus niederlegen. Aber wegen der Menschenmenge konnten sie nicht bis zu Jesus durchkommen. So stiegen sie auf das Dach, deckten einige Ziegel ab und ließen die Bahre mit dem Kranken mitten in der Menge genau vor Jesus nieder. Und Jesus sagte zu dem Gelähmten: »Ich befehle dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh nach Hause!“

Unterschiedlicher hätten die Motive kaum sein können, die die Menschen in diesem Gottesdienst zusammenführten.

Auf den besten Plätzen, direkt vor Jesus, saß die fromme Elite seiner Zeit, gestandene, studierte Theologen, die man Schriftgelehrte und Pharisäer nannte.

Sie waren gekommen, um Jesu Aussagen kritisch zu bewerten, denn sie sahen sich als die einzigen legitimen Lehrer der Menschen. Außerdem waren viele von ihnen eifersüchtig, denn Jesus füllte die Häuser, nicht aber sie. Durch diese Leute glich das Klima im Haus dem einer mündlichen Prüfung vor besonders strengen Prüfern. Nur dass sich der Kandidat nicht zum Prüfling eignete, denn er war Gottes Sohn und damit die höhere geistliche Instanz.

Mit ihm war die Kraft Gottes da, berichtet uns Lukas. Welche Möglichkeiten eröffneten sich dadurch in diesem Gottesdienst?! Leider spürten diese Leute nichts von Gottes Kraft, denn sie waren viel zu sehr nur Prüfungsausschuss.

Dann gab es viele Neugierige, die das Haus füllten. Sie kamen gerne zu solchen Gottesdiensten, weil dort immer etwas los war. Wenn Jesus mit der religiösen Elite zusammentraf, dann kam es zum Schlagabtausch. Das war für sie eine Art frühzeitliche Talkshow. Gottes Kraft spielte für sie nur soweit eine Rolle, wie durch sie etwas Spektakuläres geschah.

Vielleicht würden auch sie einmal von den Broten kosten können, falls Jesus wieder Brot vermehren würde. Diese Gruppe suchte den Unterhaltungswert im Gottesdienst. Ansonsten hatten sie keine weitergehenden persönlichen Erwartungen und Anliegen mitgebracht.

Es gab aber auch die Leute, die Hilfe suchten und an die Wirksamkeit der Kraft Gottes glaubten. Dazu gehörten die Männer, die sich wünschten, dass Jesus ihren Freund gesund machen würde. Deshalb wollten sie den Gelähmten samt seiner Pritsche direkt vor Jesus hinstellen.

Als diese Leute zum Haus kamen, versperrte ihnen die große Menschenmenge den Weg. Es half weder Bitten noch Drängeln, es gab kein Durchkommen. Sollten sie etwa wieder so gehen, wie sie gekommen waren?

Um dem gelähmten Freund diese Enttäuschung zu ersparen, beschlossen sie, über das Dach einzusteigen und gelangten so zu der Stelle, unter der Jesus stand. Dort fingen sie an, die Ziegel aufzunehmen.

Im Haus erregte das natürlich einigen Unmut. Wer störte derart diesen Gottesdienst? Mussten denn gerade jetzt die Handwerker am Dach arbeiten? Und dann noch dieser rieselnde Kalk und die staubige Luft.

Als die Leute verärgert zur Decke hinaufsahen, schwebte der Gelähmte wie eine Botschaft des Himmels zu ihnen herab und Jesus machte ihn gesund.

Wir sehen, wie sich der Gottesdienst veränderte, weil Menschen mit Glaubenserwartungen hinzukamen.

Es fehlte auch vorher nicht an der Kraft Gottes. Sie war mit Jesus da, um durch ihn wirksam zu werden. Aber es fehlte an Menschen, die diese Kraft für ihr Leben in Anspruch nehmen wollten.

Wenn Gottes Kraft und unsere Glaubenserwartungen zusammentreffen, dann ist das Handeln Gottes nicht mehr fern.

Es fällt im Neuen Testament auf, dass Jesus die Menschen oft fragte: „Was willst du?“ oder „Was soll ich für dich tun?“ Es ist ja nicht so, dass er das nicht genau gewusst hätte.

Aber er wollte wohl, dass WIR uns darüber im Klaren sind.

Mit welchen Erwartungen begegnen wir Gott?

Reinhard Wolf